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Für Eltern

Mit meinem Kind darüber sprechen

Es tut Ihrem Kind gut, wenn Sie mit ihm darüber sprechen, was mit Ihnen los ist. Kinder spüren, wenn zuhause etwas nicht stimmt. Wenn niemand ihnen erklärt, was vor sich geht, stellen sie sich alles Mögliche vor, oft Schlimmeres als das, was tatsächlich passiert. Wenn ihr Kind weiß, was los ist, hilft ihm das, Ihnen und sich selbst zu vertrauen. Ein Kind, das Bescheid weiß, kann mit schwierigen Situationen besser umgehen. Es ist nie zu spät, darüber zu sprechen…

Kinder, auch schon im Kleinkindalter, spüren sehr gut, wenn in der Familie etwas nicht stimmt. Deshalb ist es wichtig, dass sie verstehen, was geschieht. Sie werden dadurch entlastet. Wenn Kinder aufgeklärt werden und Fragen stellen können, sind sie in der Lage auch mit schwierigen Situationen umzugehen. Geheimnisse sind viel schwerer zu tragen, als mit der Wahrheit umzugehen.

Warum hat man so große Angst über Sucht zu sprechen, während man über andere Krankheiten wie zum Beispiel Krebs, Diabetes etc. leichter sprechen kann? Sucht ist immer noch ein Tabuthema, aber das ändert sich langsam. Unsere Gesellschaft beginnt zu verstehen, dass Sucht eine Krankheit ist und etwas, wofür man sich nicht schämen muss. Für ein Kind ist es schwer und belastend, mit einem Geheimnis zu leben. Wenn man sich Sorgen macht und sie immer für sich behalten muss, kann das sehr schmerzhaft sein. Es kann ein Kind in seiner Entwicklung behindern. Erklären Sie Ihrem Kind, dass es sich Vertrauenspersonen auswählen soll, denen es alles anvertrauen kann.

Es ist nicht leicht, Worte für ein so schwieriges Thema zu finden, das man auch selbst oft nicht wirklich gut versteht. Vielleicht können Sie damit beginnen, dass Sie über Ihre Gefühle sprechen (Traurigkeit, Bedauern etc.) und Ihr Kind dann fragen, wie es die Situation wahrnimmt und was es darüber weiß. Denken Sie daran: Die Hauptsache ist, es zu versuchen. Stellen Sie nicht zu hohe Ansprüche an sich. Seien Sie ehrlich und sprechen Sie in einfachen Worten. Das ist ein guter Start. Sie müssen nicht alles gleich beim ersten Gespräch erklären.

Sie können eine nahestehende Person bitten, mit Ihrem Kind zu sprechen. Sie selbst können das Gespräch mit Ihrem Kind wieder dann führen, wenn Sie sich dazu imstande fühlen.

Wenn Sie erst abends trinken, nachdem Ihre Kinder zu Bett gegangen sind, denken Sie vielleicht, dass sie das schützt und sie nichts merken. Kinder sind nicht dumm und spüren oft genau, wenn man etwas zu verheimlichen versucht. Wiederholte Streitereien zwischen den Eltern, Sie am nächsten Morgen verkatert zu sehen und vieles mehr kann Ihr Kind ängstigen. Solche Dinge führen bei Kindern zu Verunsicherung und können es am Schlafen hindern. Das alles bedeutet nicht, dass es besser wäre, vor den Kindern zu trinken, aber es ist für Ihr Kind wichtig, dass Sie darüber sprechen. Auch wenn Ihr Konsum im Verborgenen stattfindet.

„Eines Tages, beim Einkaufen, sagte mein Sohn zu mir: Mama, für mich kaufen wir ein Spielzeugauto und für dich eine Flasche, ok?"

Sie denken, darüber zu sprechen, sei schlecht für Ihr Kind, weil Sie glauben, dass es vom Problem gar nichts mitbekommt. Man weiß jedoch, dass Kinder Ängstlichkeit, Anspannung und Veränderungen um sich herum sehr gut wahrnehmen. Und oft denken sie, sie seien die Ursache für das Problem. Es beunruhigt sie, wenn man ihnen die Wahrheit verheimlicht. Und sie werden viel Energie darauf verwenden, eigene Erklärungen für die Dinge, zu suchen, die ihnen auffallen. Diese eigenen Erklärungen sind für sie oft schwerer auszuhalten als die Wahrheit. Wenn sie Bescheid wissen und Fragen stellen können, sind sie besser gewappnet, mit schwierigen Situationen umzugehen.

0–2 Jahre


3–6 Jahre


6–12 Jahre


13–18 Jahre


Sie befürchten, dass Ihr Kind allen erzählen wird, was bei Ihnen los ist. Sie schämen sich und haben Angst, dass die anderen über Sie urteilen und sich einmischen. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über diese Angst und wählen Sie mit ihm gemeinsam eine oder zwei Vertrauenspersonen aus, mit denen es sprechen könnte. Es ist für Ihr Kind sehr wichtig, dass es sich nicht isoliert fühlt und weiß, dass es über seine Situation und sein Befinden sprechen darf.

Es ist verständlich, wenn Sie sich nicht trauen, das Gespräch mit Ihrem Kind zu suchen. Wie wäre es, wenn Sie jemandem um Hilfe bitten würden? Sie könnten einen Freund, eine Freundin, ihren Partner, ihre Partnerin oder eine Fachperson bitten, dabei zu sein. Wichtig ist, dass Sie den Schritt wagen. Wenn Sie von einer Fachperson begleitet werden, können Sie ansprechen, dass Sie gerne Ihr Kind zu einer Beratung einladen möchten.

Egal wie alt Ihr Kind ist – ein Gespräch wird ihm gut tun. In einem ersten Gespräch (Siehe auch „Altersgerechte Gespräche und Ratschläge“) ist es wichtig seinem Kind zu sagen: „Du bist nicht schuld.“ Und: „Du bist nicht verantwortlich für mich.“ Kinder glauben oft, sie seien mitschuldig an dem, was vor sich geht. Es entlastet sie, zu hören, dass das alles nicht ihre Schuld ist. Einem 6 Monate alten Kind können Sie mitteilen, dass sie es lieben, aber noch nicht, dass Sie sich nicht gut fühlen. Einem 2 bis 3 Jahre alten Kind können Sie bereits genauer erklären, was los ist. Sie können ihm sagen, dass Sie krank sind, dass Ihr Verhalten Ihnen manchmal leid tut etc.. Je älter das Kind ist, desto mehr können Sie mit ihm besprechen. Es wird auch schon mehr eigene Fragen haben, die Sie dann beantworten können.

Kinder reagieren nicht alle gleich; das Wichtigste ist, auf seine Reaktion zu achten. Hören Sie zu, was es Ihnen sagt. Und versuchen Sie, seine Gefühle anzunehmen, auch wenn sie für Sie vielleicht unerwartet oder schwierig sind: Vielleicht reagiert Ihr Kind wütend, vielleicht traurig. Vielleicht weigert es sich, mit Ihnen zu sprechen, vielleicht reagiert es fast gar nicht. Ganz kleine Kinder werden vielleicht einfach ruhig weiter spielen oder zeichnen. Sprechen Sie trotzdem weiter, sie hören Ihnen zu. Zu spielen oder zu zeichnen erlaubt ihnen, aufmerksam zu bleiben.

Manchmal denkt man, dass man eine Situation totschweigen kann. Nicht darüber zu sprechen, um sein Kind schützen zu wollen, ist leider keine gute Strategie. Das Kind, auch wenn es noch sehr klein ist, spürt trotzdem, dass etwas Ungewöhnliches vor sich geht. Wenn man das Problem verheimlicht, sucht das Kind selber nach Erklärungen und oft es stellt sich vor, dass es die Ursache für das Problem ist. Offen über das Problem zu sprechen erlaubt Ihrem Kind, schwierige Situationen zu bewältigen, Fragen zu stellen und die Situation der Familie besser zu verstehen.

Die Gesprächsinhalte hängen auch vom Alter ab, aber einige Dinge gelten für alle Kinder:

  • Bereiten Sie das Gespräch vor. Sie können das alleine, mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin, einer befreundeten Person oder einem Berater oder einer Beraterin tun.
  • Erklären Sie Ihrem Kind, dass Sie alkoholkrank bzw. krank sind, weil sie von einer anderen Droge abhängig sind. Erklären Sie Ihrem Kind, dass es keine Schuld daran trägt.
  • Fragen Sie Ihr Kind, was es erlebt und was es fühlt.
  • Benutzen Sie einfache, verständliche Worte.
  • Besuchen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind die Website www.etwasstimmtnicht.de

Vielleicht reagiert Ihr Kind nicht so, wie von Ihnen erwartet oder erwünscht. Das Kind erlebt die Situation und das Gespräch in seiner ihm eigenen Weise. Bleiben Sie trotzdem ruhig und hören Sie zu. Beginnen Sie nicht damit, sich zu rechtfertigen. Wenn Sie möchten, können Sie eine Vertrauensperson bitten, beim Gespräch dabei zu sein, um sich sicherer zu fühlen. Manchmal fällt ein solches Gespräch leichter, wenn man dabei aktiv ist – zum Beispiel bei einem Spaziergang.

Wenn Ihr Kind Fragen hat, und seien sie noch so überraschend, hören Sie zu und antworten Sie so, wie Sie können. Wenn Ihr Kind Fragen stellt, auf die Sie keine Antwort wissen, ist das nicht schlimm. Je nach seinem Alter können Sie gemeinsam mit ihm die Antwort suchen. Sie oder ihr Kind können sich auch an uns wenden: info@etwasstimmtnicht.de

Es kann sein, dass das Gespräch schwierig wird. Trotzdem: Sie tun, was Sie können. Sie haben das Recht, zu weinen, das ist nicht schlimm. Wenn Sie Ihre Gefühle zeigen, fällt das auch Ihrem Kind leichter. Planen Sie genügend Zeit ein. Bitten Sie eine Vertrauensperson, beim Gespräch dabei zu sein, wenn Sie das hilfreich finden.

Es gibt verschiedene Kinderbücher und Internetseiten die Suchtprobleme mit Hilfe von Bildern und einfachen, altersgerechten Worten thematisieren. Ein solches Kinderbuch gemeinsam mit Ihrem Kind zu lesen, kann ein Ausgangspunkt sein, um mit einer gewissen Distanz über Ihr Problem zu sprechen:

Bücher für kleinere Kinder

Für ältere Kinder und Jugendliche: www.traudich.nacoa.de